Manchmal bringt uns das Leben an einen Punkt, an dem alles auseinanderfällt. Für mich war das der Moment, als mein damaliger Mann mir auf Korsika gestand, dass er keine Gefühle mehr für mich hatte. In diesem Augenblick brach meine Welt zusammen. Unsere drei Kinder waren erst zwischen 1 und 4 Jahre alt. Ich hatte keine Antworten und keine Ahnung, wie es weitergehen sollte.
Von gebrochen zu ganz: Mein Weg zu Tantra
Am Anfang war da nichts ausser Schmerz und Wut. Ich fühlte mich wie ein Opfer und hatte Angst vor der Zukunft. Doch irgendwann wurde mir klar, dass nur ich selbst die Kontrolle über mein Leben zurückgewinnen konnte. Dieser Moment der Erkenntnis brachte mich auf die Suche – nach Antworten, nach Heilung und nach einem neuen Zugang zu mir selbst.
Als ich das erste Mal von Tantra hörte, hatte ich keine Ahnung, was mich erwarten würde. Doch als ich mein erstes Tantra-Festival besuchte, öffnete sich mein Herz. Ich erlebte eine Liebe zu mir selbst, die ich zuvor nicht für möglich gehalten hatte. Zum ersten Mal in meinem Leben fühlte ich, wie es ist, wirklich gesehen und angenommen zu werden – ohne Masken, ohne Erwartungen.
In diesem Blogpost teile ich, was ich auf dieser intensiven Reise als Tantra-Masseurin, Sexological Bodyworkerin und Somatischer Coach zwischen 2019 und 2024 gelernt habe. Nicht unbedingt über andere, sondern vor allem über mich selbst, über meinen Körper und die transformative Kraft meiner sensuellen Energie.
Was bedeutet für mich «heilen»?
Für mich bedeutet «zu heilen» in diesem Kontext, zu erkennen, dass in mir emotionale Überlagerungen vorhanden sind, die so stark sind, dass ich nicht mehr frei bin. Das bedeutet, dass daraus Handlungsmuster, Glaubenssätze oder Blockaden resultieren können, die zu Handlungen führen, die nicht dem eigenlichen Wunsch meiner Essenz entsprechen. Heilung heisst also für mich, zu seiner Essenz zurückkehren, Authentisch werden, das was man ist, anzuerkennen, und ins Licht holen.
Integration von Schattenanteilen
Dazu gehört für mich auch die Arbeit mit den Schattenanteilen, also Anteile, die ich an mir nicht mag, mir bewusst zu machen, sie zu integrieren – also annehmen nach dem Prinzip der Polarität (Es gibt kein Gut und Schlecht) – oder anschliessend zu transformieren, also verändern.
1. Sensuelle Energie ist unser Lebensenergie
Einer der grössen Missverständnise, so sehe ich es heute, in unserer Gesellschaft ist die Reduktion von Sexualität auf reine Lust oder Fortpflanzung. In meiner Arbeit durfte ich immer wieder sehen, dass sensuelle Energie so viel mehr ist: Sie ist pure Lebensenergie, die uns Kreativität, Vitalität und Authentizität leben lässt. Diese Energie fliesst nicht nur in unseren intimsten Momenten, sondern kann jeden Bereich unseres Lebens bereichern – unsere Beziehungen, unsere Arbeit und sogar die Art, wie wir uns selbst sehen.
Durch achtsame Berührung und bewusste Körperarbeit habe ich gelernt, dass wir unsere sensuelle Energie nutzen können, um Wunden zu heilen, emotionale Blockaden zu lösen und uns tief mit uns selbst zu verbinden. In diesen Momenten ist der Zugang zu mir selbst besonders intensiv, Emotionen sind besonder präsent.
2. Was Berührung bewirken kann
Berührung ist eine Sprache, die jeder versteht, unabhängig von Geschlecht, Alter oder Herkunft. Viele Menschen, die zu mir kamen, hatten Berührungsängste oder fühlten sich von ihrem eigenen Körper entfremdet. Durch bewusste, achtsame Berührung durfte ich Sie dabei begleiten, sich selbst wieder zu spüren und zu entdecken.
Ich habe erlebt, wie Menschen durch wenige Berührungen, Tränen fliessen liessen – nicht vor Schmerz, sondern vor Berührung, Erleichterung, Freude oder dem Gefühl, endlich gesehen und gehalten zu werden, oder tiefes Mitgefühl für sich selbst empfanden. Oft kam danach auch Traurigkeit darüber, dass sie sich selbst zu wenig Liebe und Raum geben, und dies ihnen in diesem Moment bewusst wurde.
Und welche eine Ehre, dass ich diese Momente begleiten durfte und den Raum halten durfte. Viele Menschen erlebten das erste Mal in ihrem Leben wie es sich anfühlt, absichtslos am gesamten Körper berührt zu werden.
Berührung – in Kombination mit Atmung, Bewegung und Stimme – ist ein Schlüssel, um uns mit unserer Essenz zu verbinden. Sie holt uns aus dem Kopf in den Körper, ins Hier und Jetzt.
3. Scham loslassen und sich selbst umarmen
Ein weiteres grosses Hindernis auf dem Weg zu einem authentischen Zugang zu Sexualität war für mich die Scham. Viele Menschen tragen Scham in sich – über ihren Körper, ihre Wünsche, ihre Vergangenheit. Doch ich durfte immer wieder miterleben, wie kraftvoll es ist, meine eigene Scham Schritt für Schritt loszulassen.
Zu Beginn wurden mir ständig eigenen Blockaden gespiegelt, unter anderem Scham: Scham dafür, dass ich längeren Blickkontakt mit der Person gegenüber von mir habe, Scham dafür, dass ich die Genitalien berühre, Scham dafür, dass ich Lust empfinde etc.
Nach über 800 Sitzungen mit Einzelpersonen und Paaren habe ich mit jedem Mal ein Stück aufgelöst. Die Scham aufzulösen, war wirklich der Game Changer – wie gross ich durch Scham blockiert war, wurde mir erst nachträglich bewusst.
Mit dem Auflösen der Scham kam ich näher zu Authentizität und Selbstannahme.
4. Authentizität als Weg zu echter Intimität
Viele Menschen kommen zu Sensual Healing Coaches, Tantra Coaches oder Intimitätscoaches – oder wie auch immer sie sich nennen – da sie sich nach mehr Intimität und Verbindung sehnen – sei es mit einem Partner oder mit sich selbst. Doch wahre Intimität kann nur entstehen, wenn wir bereit sind, unsere Masken abzulegen und uns so zu zeigen, wie wir wirklich sind.
Ich habe gelernt, dass Intimität kein Ziel ist, das man „erreichen“ kann, sondern ein Zustand, in den wir uns hineinbewegen, indem wir ehrlich, verletzlich und präsent sind.
Authentizität haben für mich viel mit Selbstliebe zu tun, bzw. mit dem Zustand bereits möglichst viel Heilung erfahren zu haben, denn die Anteile, die ich nicht an mir mag, muss ich nicht mehr verstecken, denn ich habe sie angenommen oder tranformiert.
5. Heilung geschieht, wenn wir uns selbst begegnen
Die grösste Lektion, die ich gelernt habe, ist diese: Heilung geschieht, wenn wir bereit sind, uns selbst wirklich zu begegnen – mit all unseren Ängsten, Schatten, Wünschen und Träumen. Meine Arbeit hat mir gezeigt, dass unser Körper ein Tor zu dieser Begegnung ist. Indem wir lernen, unseren Körper bewusst zu spüren und anzunehmen, können wir nicht nur unsere Sexualität, sondern unser gesamtes Leben transformieren.
Und ich bin mit dieser Transformation noch lange nicht fertig 🙂 – denn ich bin der Meinung, wir sind nie «fertig».
Ein Abschied und ein Neubeginn
Meine Arbeit als Tantra-Masseurin hat mich zutiefst verändert. Sie hat mich gelehrt, dass Sexualität nicht nur etwas ist, das wir „tun“, sondern etwas, das wir sind. Sie hat mich gelehrt, dass Heilung möglich ist, wenn wir uns öffnen – für uns selbst, für andere, für das Leben.
Nun ist die Zeit gekommen, dieses Kapitel zu schliessen und ein neues zu beginnen.
1. Ab 2025 werde ich mein Wissen und meine Erfahrungen in Form von Vorträgen und Online-Kursen teilen. Mein Ziel ist es, so viele Menschen wie möglich zu inspirieren, ihre Sexualität als Quelle für Heilung, Kreativität und authentischen Ausdruck zu entdecken.
2. Ich werde noch vereinzelt Workshops geben, und in speziellen Fällen Einzel- oder Paarcoachings.
3. Neu arbeite ich an dem Aufbau des Vereins Körper Kompass. Mehr Informationen findest du hier. Wenn diese Idee mit dir resoniert, melde dich für Updates an oder schreibe mir.
Der Übergang zu meinem Geburtsnamen Elisabeth V. steht übrigens für eine neue Klarheit und Tiefe in meiner Mission. Viktoria ist mein zweiter Vorname und Lisi war mein Spitzname von Geburt an.
Lisi Soraya wird immer ein Teil von mir bleiben – sie ist die Wurzel, auf der alles Neue aufbaut.
Ich danke von Herzen allen, die mich auf diesem Weg begleitet haben. Jede Begegnung, jedes Gespräch, jede Berührung hat mich bereichert und inspiriert.
In tiefer Liebe und Dankbarkeit,
Elisabeth V. (aka Lisi Soraya)
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